Mittwoch, 27. Oktober 2010

Pioniere fusionieren


 Die Geschäftsführer Katrin Steffen (38), Annette Schindler (48), Stefan Holenstein (49) und Céline Studer (36) mit Dominique Spirgi (50) vom Verein Shift.





Basel – Ab Donnerstag ist wieder Shift-Zeit. Danach müssen die Fans kein Jahr mehr warten, um auf dem Dreispitz den elektronischen Künsten zu frönen.

Basel bekommt ein Haus für elektronische Künste. Es entsteht durch die Fusion eines Festivals, eines Ausstellungsraumes für Medienkunst und einer Sammlung: Aus Shift, Plugin und Digital Art Collection/Store. Geschäftsführer der Institution auf dem Dreispitz-Areal werden Stefan Holenstein und Katrin Steffen vom Verein Shift sowie Annette Schindler und Céline Studer von Plugin. Zum ersten Mal öffnet das Haus seine Türen an der Museumsnacht im kommenden Januar. Der offizielle Ausstellungsbetrieb an der Oslostrasse soll Ende Mai 2011 aufgenommen werden. Der Umzug in den Neubau gleich nebenan ist für 2014 geplant. Baslerstab hat die Beteiligten zum Gespräch getroffen.

Worin unterscheidet sich elektronische Kunst von Medienkunst?
Annette Schindler: Elektronische Kunst ist ein weitläufigerer Begriff. Dazu gehören etwa interaktive Installationen, computergenerierte Bilder oder Bewegtbilder, Internet- und Softwarekunst oder auch elektronische Musik und das klassische Video. Also Kunstformen, die Technologien einsetzen oder reflektieren. Unsere von Reinhard Storz geleitete Sammlung konzentriert sich jedoch auf Medienkunst, enthält also keine analogen Videos, weil es solche Sammlungen schon gibt und über deren Konservierung vieles bereits erforscht ist.

Das heisst, ein wichtiges Ziel des Hauses für elektronische Künste ist das Konservieren von digitaler Kunst, beziehungsweise zu erforschen, wie das überhaupt gehen soll.
A. S.: Es gibt international schon einige entsprechende Forschungsinitiativen. Uns geht es darum, das Wissen für unsere Bedürfnisse anzupassen und hier in der Schweiz breiter zugänglich zu machen.

Was macht diese Kunstform in Ihren Augen so interessant?
Dominique Spirgi: Sie spiegelt nicht nur künstlerische Entwicklungen, sondern Entwicklungen in unserer Gesellschaft: Das Internet hat beispielsweise in wenigen Jahren eine sehr wichtige Rolle übernommen.
Katrin Steffen: Die Kunst bietet einen Raum für die kritische Reflexion unserer Gesellschaft. Diese Form von Auseinandersetzung ist sehr wichtig

Warum gibt es in Basel schon seit Anfang der 90er-Jahre eine Medienkunstszene, die stetig gewachsen ist?
A. S.: Wahrscheinlich war es eine Anhäufung von Zufällen. Es lebte zum Beispiel die Kunsthistorikerin und audiovisuelle Gestalterin Barbara Strebel in Basel, die den Mut hatte, Anfang der 90er-Jahre ein Internet-Modem einzuführen, was damals noch illegal war.
Stefan Holenstein: Es gab bereits in den 80er-Jahren die Videofachklasse in Basel, die ein Nährboden war für kreative Innovation.
D. S.: Und die Christoph Merian Stiftung und der Kanton setzten sich früh für die Medienkunst ein. Deshalb entstand vor zehn Jahren Plugin.

Es gab also eine Künstlerszene und eine Institution, die sich fanden und sich gemeinsam weiterentwickelten.
A. S.: Ja. Es war wichtig, dass Geldgeber einen institutionellen Rahmen zur Verfügung stellten.
K. S.: Der Kontakt zum Publikum – also sichtbar zu sein – spielt eine wichtige Rolle.

Mit dem Haus der elektronischen Künste wird die Szene noch sichtbarer. Was
bedeutet das?
K. S.:
Wir erhoffen uns daraus neue Impulse und dass auch andere Sammlungen von unseren Erkenntnissen profitieren können.
A. S.: Wir wollen auch zur Attraktivität Basels beitragen. Eine Stadt, die zwar etablierte Institutionen hat, aber auch eine Stadt, die für künstlerische Strömungen einer jungen Generation offen ist.

Die Leute sollen die Kunst auch kaufen können. Heisst das, in Wohnzimmern hängen bald Bildschirme anstatt Bilder?
A. S.: Nun, wir haben wesentlich mehr im Angebot als Bildschirme. Tatsächlich möchten wir mit unserer Sammlung andere dazu zu ermuntern, Medienkunst zu kaufen und zu sammeln. Im Idealfall spaziert jemand durch die Ausstellung und kauft sich gleich danach ein Kunstwerk in unserem Store. Falls wir damit einen Gewinn erwirtschaften sollten, fliesst dieser in neue Ankäufe für unsere hauseigene Sammlung. Wichtig ist in jedem Fall, dass auch die Käufer wissen, wie das Werk über die Jahre erhalten werden kann.

Dass der Bildschirm nicht plötzlich abschaltet und nie mehr angeht.
A. S.: Zum Beispiel. Technologien sind störungsanfällig und sie veralten rasch, das erleben wir täglich. Dem müssen wir begegnen, indem wir mit den Künstlern klären, wie wir die Kunstwerke aufbewahren oder restaurieren und in welcher Abhängigkeit diese von den verschiedenen Technologien stehen.

Was braucht es, um diese Ziele zu erreichen?
A. S.: Geld. Wir haben eine Stiftung gegründet und hoffen so, gute Möglichkeiten zu haben, neue Geldquellen zu erschliessen.
K. S.: Dazu kommt kontinuierliche, vertiefte Recherchearbeit.

Werden Sie sich irgendwann aus dieser Pionierrolle lösen?
A. S.: Unsere Pionierarbeit ist sicher noch nicht abgeschlossen. Aber das ist normal bei der Entwicklung einer kulturellen Szene. Irgendwann werden aber auch Medienkünstler zum Mainstream gehören.











www.shiftfestival.ch
 

Montag, 4. Oktober 2010

Das Gebot

Der Mensch bildet sich ein, die Natur korrigieren, ihr helfen zu müssen. Aber sie braucht den Menschen nicht. Für Mutter Natur sollte jeden Tag Muttertag sein.